Novellen, Fabeln und Erzählungen deutscher Dichter - eine Sammlung.
Heinrich von Kleist: - Über das Marionettentheater (1810)
In Über das Marionettentheater (1810) diskutiert Kleist die besondere Anmut von Marionetten, die sich ohne Willen oder Bewusstsein natürlich und fehlerfrei bewegen. Im Gegensatz dazu verliert der Mensch durch Selbstreflexion seine ursprüngliche Anmut. Wahre Vollkommenheit existiert laut Kleist nur in der Unschuld (wie bei Marionetten) oder in göttlicher Erkenntnis, die den Menschen über sein Bewusstsein hinausführt.
Gotthold Ephraim Lessing: Fabeln - zweites Buch (1759)
Gotthold Ephraim Lessings Fabeln. Zweites Buch (1759) enthält Fabeln, die weniger lehrhaft und moralisierend sind als im ersten Buch. Sie zeigen, wie Fabeln durch ihre Form zur Erkenntnis beitragen können. Dabei reflektiert Lessing die Natur der Fabel und ihren Zweck: Sie soll nicht nur eine Moral vermitteln, sondern zum eigenständigen Denken anregen. Lessing betont, dass die Fabel durch konkrete Beispiele allgemeine Wahrheiten illustriert, ohne abstrakte Belehrung.
Reiner Maria Rilke: Die Turnstunde (1902)
Rainer Maria Rilkes Gedicht Die Turnstunde (1902) beschreibt die Monotonie und Fremdbestimmtheit einer Schulsportstunde. Die Schüler sind Teil eines starren, mechanischen Systems, das individuelle Entfaltung unterdrückt. Der strenge Lehrer wird zur Symbolfigur autoritärer Disziplin, während die gleichförmigen Bewegungen der Schüler ihre Anpassung und Unterordnung verdeutlichen. Rilke thematisiert damit die Spannung zwischen Freiheit und Zwang, zwischen Individualität und Konformität.
Georg Heym: Der Dieb (1913)
Georg Heyms Gedicht *Der Dieb* (1913) schildert in düsteren, expressionistischen Bildern die nächtlichen Streifzüge eines Diebes durch die Stadt. Die Atmosphäre ist geprägt von Unheimlichkeit, Einsamkeit und moralischem Verfall. Der Dieb erscheint wie ein Schatten, der sich durch dunkle Straßen und verlassene Räume bewegt, während die Stadt selbst als lebendig und bedrohlich wirkt. Heym thematisiert die Entfremdung des modernen Menschen und die dunklen Seiten der urbanen Existenz.
Jean Paul: Rede des Toten Christus (1796)
Jean Pauls Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei (1796) ist eine visionäre, satirisch-philosophische Erzählung. Der Ich-Erzähler träumt von einer Rede des toten Christus, der verkündet, dass es keinen Gott und kein Leben nach dem Tod gibt. Die Menschen und ihre Hoffnungen auf Sinn und Erlösung werden in trostlose Dunkelheit gestürzt. Das Werk reflektiert die existenzielle Angst und Verzweiflung der Aufklärung, die Religion hinterfragt und mit der Leere einer gottlosen Welt ringt, während es zugleich die Sehnsucht nach einem höheren Sinn ausdrückt.
gelesen von Achim Hübner (1929-2014) + Michael Jussen (*1965, Jedermann-Festspiele Berlin)
2 CD -Gesamtlaufzeit 132 Min., mit elektronischen Lesezeichen
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